Schulmedizinische Behandlung

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Die Schulmedizin hat für alle Phasen der Gallenerkrankungen einige Behandlungsmöglichkeiten zu bieten.

Das beginnt mit Medikamenten, die Krämpfe und Schmerzen lindern, geht über endoskopische Untersuchungsmöglichkeiten bis hin zur Gallenblasen-Operation, die bei vielen Gallenstein-Patienten den Abschluss der Gallenstein-Erkrankung darstellt.

Choleretika

Choleretika sind Medikamente, die die Produktion von Gallensaft fördern.

Als synthetisches Medikament werden sie nur manchmal eingesetzt, beispielsweise wenn die Gallenblase Gallengries enthält, von dem der Arzt hofft, dass er ausgeschieden wird.

Folgende synthetisch hergestellte Wirkstoffe zur Anregung der Gallenproduktion gibt es:

·         Azintamid

·         Febuprol

·         Fenipentol

·         Hymecromon

·         Menbuton

·         Piprozolin

 

Die Medikamente mit diesen Wirkstoffen werden nur selten eingesetzt.

Die Anregung der Gallensaft-Produktion ist heutzutage eine Domäne der Pflanzenheilkunde. Besonders häufig werden Präparate mit Artischocke eingesetzt (siehe Seite 54).

Krampflösende Mittel

Bei einer Gallenkolik werden in erster Linie krampflösende Medikamente eingesetzt, um die schmerzhaften Krämpfe der Gallenblase zu lindern.

Die krampflösenden Medikamente sorgen einerseits dafür, dass sich Gallenblase und Gallengang entspannen und der Gallenstein leichter in den Darm wandern kann. Dadurch werden andererseits auch die Schmerzen ganz erheblich gelindert, denn die Schmerzen entstehen vor allem durch die Verkrampfung der Gallenwege.

Ein beliebtes krampflösendes Mittel bei Gallenkoliken ist Buscopan®. Dieses Mittel ist rezeptfrei in Apotheken erhältlich. Es wird aber auch im Krankenhaus eingesetzt, um Kolikschmerzen zu behandeln.

Wenn man bereits eine Kolik hatte und weitere Gallenkoliken befürchten muss, ist es sinnvoll, eine Packung Buscopan® in die Hausapotheke zu legen, um sie im Fall des Falles zur Hand zu haben. Auch auf Reisen sollte man ein oder zwei originalverpackte Tabletten mitnehmen.

Schmerzmittel

Bei Koliken und nach Gallenblasen-Operationen kommen Schmerzmittel zum Einsatz.

Die Wahl der Schmerzmittel hängt teilweise davon ab, ob sie im Krankenhaus verabreicht werden oder zu Hause.

Im Krankenhaus erhält man häufig Novalgin® (Wirkstoff: Metamizol), weil dies unter den gut verträglichen Schmerzmitteln ein besonders starkes ist.

Man kann Novalgin® als Tropf, Spritze, Tropfen, Tabletten und Zäpfchen einsetzen. Für jede Art der Anwendung ist also eine Zubereitungsform vorhanden.

Novalgin® ist verschreibungspflichtig, daher erhält man es nur nach Verordnung eines Arztes.

Zu Hause und als zusätzliche Schmerzmittel im Krankenhaus werden häufig Mittel mit dem Wirkstoff Ibuprofen eingesetzt.

Ibuprofen-Präparate sind gut verträglich, besser als Acetylsalicylsäure und Paracetamol, und wirken etwa mittelstark. Für viele Schmerzzustände reichen sie vollständig aus.

Wenn man mit einer Kolik rechnen muss, sollte man sich eine Packung Ibuprofen-Tabletten in die Hausapotheke legen. Die Tabletten helfen nicht nur gegen Gallenkoliken, sondern auch gegen starke Kopfschmerzen und andere Arten von Schmerzen. Sie haben also einen durchaus sinnvollen Platz in der Hausapotheke.

Antibiotika gegen Gallenblasenentzündungen

Wenn es bei einer Gallenblasenentzündung zu Fieber kommt, muss man mit einer bakteriellen Infektion rechnen.

Um die Bakterien abzutöten, sollten in diesem Fall Antibiotika gegeben werden.

Bei Antibiotika ist es wichtig, dass man eine begonnene Behandlung bis zum Ende fortführt, genau wie es der Arzt verordnet hat.

Diese korrekte Einnahme ist wichtig, damit es nicht zu resistenten Bakterien kommt. Solche Resistenzen führen dazu, dass die Antibiotika bei künftigen Infektionen nicht mehr helfen. Bei ordnungsgemäßer Einnahme ist die Gefahr für Resistenzen relativ gering.

Medikamentöse Steinauflösung

Mithilfe einiger Medikamente kann man Gallensteine auflösen.

Die Wirkstoffe dieser Mittel heißen Ursodeoxycholsäure (UDCA) und Chenodeoxycholsäure.

Ursodeoxycholsäure ist verträglicher als Chenodeoxycholsäure, das relativ starke Nebenwirkungen hat. Daher wird meistens Ursodeoxycholsäure verwendet.

Die Mittel zur Steinauflösung muss man bis zu zwei Jahre lang regelmäßig einnehmen, um die Gallensteine aufzulösen. Normalerweise werden nur sehr kleine Gallensteine oder Gallengries erfolgreich aufgelöst.

Sobald die Steine eine gewisse Größe unterschritten haben, wandern sie häufig in den Gallengang und von dort aus in den Darm. Während dieser Wanderung kommt es oft zu einer Gallenkolik.

Durch die steinauflösenden Medikamente werden zwar kleine Gallensteine aufgelöst, aber die Neigung der Gallenblase neue Steine zu bilden, wird nicht verändert.

Daher bilden sich meistens schnell wieder neue Steine, sobald man das Medikament wieder absetzt.

Stoßwellen-Lithotrypsie (ESWL)

Mit der Stoßwellen-Lithotrypsie  kann man Gallensteine zertrümmern ohne den Bauch aufzuschneiden. Daher wird diese Methode auch Extrakorporale-Stoß-Wellen-Lithotrypsie genannt, kurz ESWL.

Vor der Behandlung mit den Stoßwellen wird meistens ein Beruhigungs- und ein Schmerzmittel verabreicht. Bei Gallensteinen in den Gallengängen wird auch manchmal örtlich betäubt.

Dann legt sich der Patient auf den Rücken, den Bauch oder auf die Seite, je nachdem wie man die Steine am besten erreichen kann.

Die genaue Lage der Gallensteine wird per Ultraschall festgestellt und das Behandlungsgerät in diese Richtung ausgerichtet.

Die Stoßwellen werden bei der ESWL-Behandlung über ein Wasserkissen auf den Körper abgegeben. Man zielt mit den Stoßwellen in Richtung der Gallensteine.

Die Zertrümmerung der Steine dauert zwischen 15 und 60 Minuten. Danach sind die Steine zwar deutlich kleiner, aber sie sind noch nicht weg.

Meistens wandern die Stein-Trümmer nach der Behandlung über den Gallengang in den Darm und werden dann ausgeschieden. Während der Wanderung kann es zu Koliken kommen. Diese Koliken müssen ärztlich überwacht und mit krampflösenden und schmerzstillenden Mitteln behandelt werden.

Wenn die Steintrümmer noch zu groß sind, um ausgeschieden zu werden, wird die Stoßwellen-Behandlung entweder wiederholt, oder die Steine werden medikamentös aufgelöst.

Größere Steine, die im Gallengang eingeklemmt sind, können mit Hilfe einer endoskopischen Untersuchung genau geortet und dann mit Stoßwellen zertrümmert werden. Anschließend werden sie mit dem Endoskop aus dem Gallengang entfernt.

Manchmal muss auch die Vatersche Papille eingeschnitten werden, um die zertrümmerten Gallensteine aus dem Gallengang zu holen.

Nach der Behandlung haben viele Patienten noch Schmerzen, die einige Wochen andauern können. Durch festsitzende Steine kann es nicht nur zu Koliken, sondern auch zu Gelbsucht und Entzündungen von Gallengängen, Gallenblase und Bauchspeicheldrüse kommen.

Weil die Neigung der Gallenblase, Steine zu bilden, durch die Stoßwellen-Zertrümmerung nicht geändert werden kann, muss man mit erneuten Gallensteinen rechnen.

Wenn man den Aufwand, die Folgen und die möglichen Komplikationen der ESWL-Behandlung berücksichtigt und die Tatsache, dass Steine nachwachsen werden, dann kann man zu dem Schluss kommen, dass eine Entfernung der Gallenblase die effektivere Behandlungsform ist.

Eine Stoßwellen-Lithotrypsie macht eigentlich nur dann Sinn, wenn eine Gallenblasen-Entfernung wegen der Vollnarkose oder anderen Operationsrisiken ausgeschlossen ist.

Endoskopische Steinentfernung (ERCP)

Mit der Endoskopisch retrograden Cholangiopankreatikographie (ERCP) kann man einerseits die Gallenwege untersuchen und andererseits Gallensteine aus dem Gallengang entfernen. Außerdem kann man, falls nötig, durch verschiedene Methoden den Gallengang wieder durchgängig machen.

Eine ERCP ist also eine vielseitige Methode bei der Diagnose und Behandlung von Gallenerkrankungen. Der Patient ist bei dieser Behandlungsmethode entweder sediert (mit Beruhigungsmittel) oder narkotisiert.

Bei einer ERCP wird ein Endoskop durch Mund und Magen bis in den Zwölffingerdarm vorgeschoben. Dort kann man mit der seitlich angebrachten Kamera des Endoskops die Vatersche Papille ansehen, also die Öffnung zwischen Gallengang und Bauchspeicheldrüsengang auf der einen Seite und Dünndarm auf der anderen Seite.

In den Gallengang wird ein Röntgenkontrastmittel eingespritzt, damit die Gallenwege durch eine Röntgenaufnahme sichtbar gemacht werden können. Man kann dann erkennen, ob es Verengungen im Gallengang gibt oder ob sich Steine im Gallengang befinden. Auch der Gang der Bauchspeicheldrüse kann so untersucht werden.

Mithilfe eines Cholangioskops, das durch das Endoskop und dann in den Gallengang geschoben wird, kann man den Gallengang auch direkt betrachten.

Wenn Steine im Gallengang festsitzen, kann man durch das Endoskop ein spezielles Instrument führen, mit dem die Steine aus dem Gallengang gezogen werden. Wenn die Steine zu groß sind, können Sie mit dem Instrument auch zertrümmert werden.

Falls der Gallengang durch Vernarbungen oder Tumoren zu eng ist, wird ein Stent eingeführt, um den Gallengang offen zu halten.

Die Vatersche Papille kann erweitert oder eingeschnitten werden, wenn sie zu eng ist.

Als Komplikation kann es nach einer ERCP zu einer akuten Gallengangsentzündung oder zu einer Gallenblasenentzündung kommen, wenn Bakterien aus dem Darm in den Gallengang gelangt sind. Auch eine Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) kann als Folge einer ERCP auftreten. In seltenen Fällen kann es auch zu einer Perforation des Darmes oder der Gallengänge kommen.

Die endoskopische Steinentfernung ist die Methode der Wahl, um Gallensteine aus dem Gallengang zu entfernen.

Operative Gallenblasen-Entfernung

Die operative Entfernung der Gallenblase ist im Allgemeinen die Methode der Wahl, wenn Gallensteine wiederholt oder dauerhaft Beschwerden verursachen.

Die Gallenblase wird nicht etwa deshalb entfernt, weil sie Gallensteine enthält, sondern weil sie immer wieder Gallensteine produziert.

Heutzutage werden die meisten Gallenblasen-Operationen minimalinvasiv mit Laparoskopen durchgeführt.

Früher war die klassische Operationsmethode mit einem Bauchschnitt unter dem Rippenbogen die übliche Operation. Diese Methode wird heute fast nur noch bei Komplikationen durchgeführt.

Weitere Operationsmethoden sind in Erprobung, beispielsweise eine halboffene Methode, oder Operationen ohne Bauchschnitt, stattdessen mit Zugang über den Magen oder die Vagina.

Da die Gallenblasen-Operation ein komplexes Thema ist, und am Ende der Bemühungen um die Gallenblase steht, haben wir ihr ein extra Kapitel am Ende dieses Buches gewidmet. Sie finden es ab Seite 96.


 


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